Simulierte Destillation

Erscheinungsjahr: 2006

 

Kraftstoffe bestehen aus Kohlenwasserstoffen mit unterschiedlicher „Kettenlänge“. Ein Dieselkraftstoff besteht z. B. aus 200 bis 2000 Einzelkomponenten in unterschiedlicher Konzentration. Einige dieser Verbindungen verdampfen bei niedrigen Temperaturen, einige erst bei über 200°C. Der Siedeverlauf einer Kraftstoffmischung wird üblicherweise über eine Destillation bei Raumtemperatur (DIN EN ISO 3405, ASTM D86) bestimmt. Der Vorgang des Verdampfens kann aber auch als Destillation mit einem Gaschromatographen simuliert werden (DIN EN ISO 3924). Dabei wird der Siedeverlauf mit Siedebeginn und Siedeende aufgezeigt. Die Vorteile der GC Methode liegen auf der Hand: zum einen erfolgt die Durchführung deutlich schneller, zum anderen wird eine viel geringere Probenmenge (3 ml ggü. 100 ml) benötigt. Die Bestimmung am Gaschromatographen ist vollumfänglich zur „klassischen“ Destillation korreliert.

 

Anhand des Destillationsverlaufs lässt sich eindeutig erkennen, ob es sich bei einer Kraftstoffprobe z. B. um Diesel, Biodiesel oder Benzin handelt. Auch Falschbetankung oder Verunreinigungen von Benzin mit Diesel, Diesel mit Biodiesel, Diesel mit Benzin usw. lassen sich deutlich darstellen. Eine Vermischung von konventionellen Kraftstoffen mit Pflanzenöl wird zwar ebenfalls sichtbar, aber diese kann auch mit anderen Prüfverfahren, wie Viskositätsveränderung oder FT-IR-Spektroskopie, festgestellt werden.

 

In der jeweiligen Norm sind hierzu Kennwerte für die Kraftstoffsorten festgelegt. So ist z. B. für Ottokraftstoff nach DIN EN 228 die bei 70, 100 und 150°C verdampfte Kraftstoffmenge sowie der Siedeendpunkt (FBP: Final Boiling Point) definiert. Für Dieselkraftstoffe gem. DIN EN 590 ist die verdampfte Menge bei 250 °C und bei 350 °C sowie die Temperaturen, bei denen 10%, 50%, 90% und 95 % der Kraftstoffmenge verdampft sind, von Interesse. Die gemessenen Werte sind für die Gemischbildung und damit das Motorische Verhalten des Kraftstoffs (z.B. Cetanindex bei Dieselkraftstoff) entscheidend.

 

Im Destillationsverlauf auftretende „Siedelücken“ sind z. B. für schlechte Zündwilligkeit beim Diesel verantwortlich. Des Weiteren ist ein hoher Anteil an sog. Hochsiedern typischerweise für Motorölverdünnung über Blow-by verantwortlich. Durch verzögerte Gemischbildung und Durchzündung dieser Komponenten kommt es zu verstärkter Interaktion dieser Verbindungen mit der Zylinderwand. Bei einigen Motoren kann auch Zylinderbuchsenverlackung durch solche Effekte resultieren. Somit hat ein Schlechtkraftstoff nicht nur direkten Einfluss auf die Leistungsentfaltung des Motors, sondern auch auf die Ölqualität und das Verschleißverhalten!

 

Weitere Anwendung findet die Simulierte Destillation bei der Bestimmung des Siedeschnitts von Rohölprodukten wie Grundölen oder Rohölen (DIN EN 15199-1, -2, -3).

 

Bei OELCHECK werden Kraftstoffe gem. DIN EN ISO 3924 geprüft ggf. Wärmeträgeröle.