Lagerung und Handling von Schmierstoffen: 9 Regeln schützen vor Fehlern und deren Folgen
Erscheinungsjahr: 2023
Tagtäglich sichern Schmierstoffe den zuverlässigen Betrieb und die Lebensdauer von Maschinen und Anlagen in aller Welt. Damit dies gelingt, werden die Eigenschaften der verschiedenen Schmierstoffe genau auf die zu schmierenden Komponenten, die Betriebsbedingungen und Wartungserfordernisse abgestimmt. Alles könnte so einfach sein, ist es aber leider nicht. Allein bei der Lagerung und dem Handling der Schmierstoffe treten immer wieder Fehler auf und können eine Vielzahl von Problemen verursachen. Dabei lassen sich diese durch einen sachgerechten Umgang mit Ölen und Fetten vermeiden. Neun einfache Regeln helfen dabei!
Inhaltsverzeichnis
Wie wichtig ein sorgsamer Umgang mit den Schmierstoffen ist, verdeutlichen die Zahlen aus der Praxis. Untersuchungen renommierter Experten haben ergeben, dass 80 % der Schäden an Hydraulikpumpen, die weit vor ihrer prognostizierten Lebensdauer ausfallen, auf Mängel in Wartung und Betrieb zurückzuführen sind (Totten, G.E.: Handbook of Hydraulic Fluid Technology). Eine ähnliche Sprache sprechen Statistiken zu frühzeitigen Ausfällen von Wälzlagern.
Die Zahlen mögen erschrecken, doch die Auslöser der Schäden sind oft hausgemacht. Folgende Faktoren spielen dabei immer wieder eine große Rolle:
■ Feste und flüssige Verunreinigungen
■ Vermischungen verschiedener Öl-Typen
■ Überzogene Ölwechselintervalle
■ Einsatz ungeeigneter Flüssigkeiten.
Allein auf dem Weg zur Maschine, angefangen vom Transport, der Lagerung oder beim Ab-, Be- oder Nachfüllen im Betrieb kann ein Schmierstoff in vielfältiger Art und Weise verunreinigt werden. Außerdem kann es zu einer vorzeitigen Alterung kommen.
Die meisten dieser Unzulänglichkeiten lassen sich durch Einhaltung einfacher Regeln vermeiden. In diesem Artikel werden die wichtigsten dieser Regeln in Bezug auf die Lagerung und das Handling von Schmierstoffen vorgestellt. Diese sollten den gesamten Lebenszyklus der Schmierstoffe im Betrieb abdecken und in ein professionelles Schmierstoffmanagement eingebettet sein, um wirklich nachhaltig zu wirken.
1. Schmierstoff-Auswahl
Primär geht es um die technische Eignung der Schmierstoffe. Dieser Nachweis wird beispielsweise anhand folgender Kriterien geprüft:
■ Freigaben oder Schmierstofflisten der Maschinen- oder Komponentenhersteller (OEM)
■ ACEA- oder API-Klassifikationen (mobile Anwendungen)
■ DIN- oder ISO-Normen (Industrieanwendungen).
Neben der technischen Eignung ist es wichtig, die Anzahl der verwendeten Schmierstoffe und Gebindegrößen zu minimieren. Einerseits lassen sich so Lagerplatz und Handling vereinfachen. Andererseits sinkt mit der Anzahl der verwendeten Schmierstoffe auch die Gefahr von Verwechslungen. Die Lieferanten der Schmierstoffe sollten hauptsächlich anhand ihres Lieferportfolios, der Lieferzeiten und ihres technischen Service beurteilt werden.
2. Wareneingangskontrolle
Zunächst geht es um die Prüfung der Übereinstimmung der bestellten und gelieferten Schmierstoffe anhand der vollständigen Schmierstoffbezeichnung und der Menge. Gleichzeitig geht es um eine visuelle Kontrolle, beispielweise mindestens auf Beschädigungen der Verpackungen und Gebinde. Die Erfassung der Lieferpapiere, Batchnummern und Ergebnisse der visuellen Kontrolle ist ebenfalls sehr sinnvoll. Bei der Anlieferung großer Mengen, beispielsweise als lose Ware, ist die Entnahme eines Rückstellmusters dringend empfohlen. Dieses kann bei der Entnahme zugleich einer Sichtkontrolle unterzogen werden.
3. Anforderungen an den Lagerraum
Zur Lagerung der Schmierstoffe sind geschlossene, trockene Räumlichkeiten zweckmäßig, die möglichst geringen Temperaturschwankungen unterliegen. Es ist sinnvoll, den Zutritt zum Schmierstofflager auf einen engen, geschulten Personenkreis zu begrenzen. Nicht nur die Wareneingänge, sondern auch die Entnahme von Schmierstoffen kann so geregelt ablaufen und dokumentiert werden. Die Einhaltung der gesetzlichen Regeln zur Lagerung von Schmierstoffen ist selbstverständlich zu berücksichtigen.
Die liegende Lagerung von Fässern im Freien verhindert das Eindringen von Kondensat, wenn die beiden an der oberen Stirnseite angebrachten Öffnungen sich in der 3- bzw. 9-Uhr-Position befinden. Alternativ können original verschlossene Fässer auch auf einer sauberen Palette, auf dem Kopf stehend, gelagert werden. Die Lagerung von Schmierstoffen im Freien sollte jedoch nur in Ausnahmefällen erfolgen. Produkte, wie beispielsweise Isolierflüssigkeiten, Kältemaschinenöle, Schmierfette und wässrige Produkte/Konzentrate, sollten nur in Innenräumen gelagert werden.
4. Identifikation und Nachverfolgbarkeit
Handelsbezeichnungen von Schmierstoffen sind oft lang und führen in der Praxis nicht selten zu Verwechslungen. Dem Endanwender ist oft nicht bewusst, dass schon ein einzelner Buchstabe entscheidend ist, ob es sich um den richtigen Schmierstoff handelt.
Eine durchgängige, leicht handhabbare Kennzeichnung der Schmierstoffgebinde, Transportbehälter, Werkzeuge, Hilfsmittel und Schmierstellen sorgt dafür, dass tatsächlich der richtige Schmierstoff an der Schmierstelle ankommt.
Je nach Anzahl der Schmierstoffe im Betrieb, können dazu Farbkodierungen, ggf. kombiniert mit einfachen Symbolen oder sinnvollen Kurzzeichen, angebracht werden. Auf diese Art und Weise lassen sich Verwechslungen und Vermischungen bestmöglich vermeiden.
5. Verunreinigungen minimieren
Nicht nur während der Lagerung, besonders jedoch beim Abfüllen, Be- oder Nachfüllen von Schmierstoffen besteht die Gefahr, dass feste oder flüssige Verunreinigungen in den Schmierstoff gelangen.
Deshalb sollten:
■ Öllager ein Ort der Sauberkeit sein
■ Gebinde stets geschlossen gelagert werden
■ Gebinde und Transportbehälter nach der Öffnung zur Entnahme bzw. Befüllung sofort wieder verschlossen werden
■ Hilfsmittel und Werkzeuge regelmäßig gereinigt und zweckmäßig gelagert werden.
Bei der Be- oder Nachfüllung von Schmierstoffen in empfindliche Systeme, wie Hydraulikanlagen, Umlaufschmiersysteme, zunehmend auch produktionskritische Getriebe, ist eine Filtration vor der Befüllung sinnvoll.
6. Überlagerungen vermeiden
Für klassische Schmieröle wird die Mindesthaltbarkeitsdauer in der Regel zwischen zwei und fünf Jahren angegeben. Für bestimmte, sehr empfindliche Produktgruppen, wie etwa Konzentrate für wässrige Kühlschmierstoffe, kann diese auch deutlich niedriger sein. Eine zweckmäßige Organisation des Lagers hilft, die angegebene Mindesthaltbarkeit nicht zu überschreiten.
Die eingelagerte Menge sollte sich an dem Jahresbedarf bzw. den geplanten Ölwechseln orientieren. Je nach Lieferzeit und dynamischer Verteilung der Jahresmenge auf die verschiedenen Monate sollte ein Sicherheitspuffer vorgesehen werden.
Die konsequente Befolgung des FIFO-Prinzips (First In – First Out) hilft, Überlagerungen bestmöglich zu vermeiden.
7. Werkzeuge und Hilfsmittel
Die zum Be- oder Nachfüllen der Schmierstoffe benutzten Behälter, Werkzeuge und Hilfsmittel sollten für die Öle bzw. Fette geeignet und sauber sein.
Einfache Werkzeuge und Hilfsmittel wie Fasspumpen, Ölkannen oder Fettpressen sollten nur für einen Schmierstoff zur Anwendung kommen und entsprechend gekennzeichnet sein. Ihre zweckmäßige Lagerung vermeidet, dass die darin befindlichen Schmierstoffe weder unzulässig altern, vermischt oder verunreinigt werden.
Kommen komplexere Werkzeuge oder Hilfsmittel für verschiedene Schmierstoffe zur Anwendung, so sind diese vor und nach der Verwendung zu reinigen und durchzuspülen.
8. Ölwechsel und Entsorgung
Nach dem Ölwechsel werden die Altöle in speziell dafür zugelassenen Containern zwischengelagert. Laut Altölverordnung wird die fachgerechte Entsorgung von akkreditierten Fachbetrieben übernommen.
Anhand der im Sicherheitsdatenblatt des Schmieröls angegebenen Abfallschlüsselnummer nach AVV (Abfallverzeichnis-Verordnung) sind die Sammlung und der Entsorgungsweg vorgegeben. Ölbehaftete Einweg-Gebinde werden gemäß Verpackungsgesetz über die Gebinde-Verwertungsgesellschaft der Mineralölwirtschaft mbH fachgerecht entsorgt.
9. Nachhaltigkeit
Einfache Arbeitsanweisungen und Dokumentationen helfen, die Regeln sicher zur Anwendung zu bringen. Ihre Einbindung in das Qualitäts- oder Assetmanagement sichert ihre Anwendung und schrittweise Weiterentwicklung bestmöglich ab. So stellen sich auch die wirtschaftlich positiven Effekte besonders nachhaltig ein.
Extra-Tipp:
Bei Verdacht auf eine mögliche Verunreinigung, Vermischung oder Verwechslung von Schmierstoffen sorgen OELCHECK All-inclusive Analysen rasch für Klarheit. Außerdem sind sie ein wichtiges Hilfsmittel zur Sicherung der Qualität bei der Wareneingangskontrolle und der Eignungsprüfung von Schmierstoffen für anspruchsvolle Anwendungen.
Gehen Sie das Thema professionell an! Unterstützung bei der Einführung oder Optimierung eines nachhaltigen Schmierstoff-Managements in Ihrem Unternehmen erhalten Sie im regelmäßig durchgeführten OilDoc-Seminar „Professionelles Schmierstoff-Management“.
Weitere Infos & Anmeldung: www.oildoc.de/schmierstoffmanagement.