Bestimmung der Laufleistung eines Motors mit einer Ölanalyse

Wir möchten einen gebrauchten Transporter kaufen, trauen aber den Angaben des Verkäufers nicht so recht. Er gibt einen Kilometerstand von 140 000 km an.

Können Sie mit Hilfe einer Schmierstoff-Analyse die wirkliche Laufleistung des Motors bestimmen?

 

OELCHECK antwortet:

Der Kauf eines gebrauchten Fahrzeugs ist immer eine Vertrauenssache. Angaben über den Kilometerstand oder Betriebsstunden können heute zwar meistens nicht mehr einfach über die Tachowelle manipuliert werden, es gibt aber Spezialisten, die das mit einem Laptop können. Fragen zur Bestimmung der Laufzeit eines Motors werden uns immer wieder gestellt. Es gibt auch häufiger Streitfälle, in denen wir auf der Basis einer Ölanalyse als Gutachter zur Lebensdauer eines Motors und dessen eventueller Schadensursache aussagen sollen. Aber, wie nicht anders zu erwarten, kann mit einer einzigen Schmierstoff-Analyse keine wirklich beweiskräftige Aussage über den Kilometerstand und/oder das Alter eines Motors getroffen werden. Dennoch gibt es Zusammenhänge, mit deren Hilfe wir anhand der im Öl gefundenen Metalle auf den Verschleißzustand des Motors schließen können. Wenn alle ermittelten Werte in Ordnung sind, muss üblicherweise nicht weiter recherchiert werden. Die Wahrscheinlichkeit, dass die gemachten Angaben über einen guten Zustand stimmen, ist in einem solchen Fall hoch. Wenn allerdings einige Werte aus dem erwarteten Trend laufen, sollten weitere Parameter bekannt sein, damit Rückschlüsse auf die ungefähre Laufzeit überhaupt Sinn ergeben. Wenn Sie in einem solchen Fall eine Ölprobe einsenden, beachten Sie bitte Folgendes:

  • Es müssen natürlich alle Informationen zum Motorhersteller und die Baureihe gegeben werden, denn jeder Motor hat ein anderes Verschleißbild. Nur "VW-Golf" ist nicht ausreichend.
  • Die Laufzeit seit dem Ölwechsel (z. B. 9.500 km) und die gesamte Laufleistung (z. B. angegeben mit 145.000 km, kann dies stimmen?) des Motors sollten bekannt sein.
  • Die Angaben über den verwendeten Öltyp müssen vollständig sein. Neben der Viskositätsangabe wie SAE 10W-40 sollten auch der Hersteller und dessen Sorte angegeben werden. Nur “Shell-Motoröl” genügt nicht.
  • Das Motoröl sollte mehr als 5.000 km (bzw. 250 Bh) im Einsatz gewesen sein, damit nicht nur das Frischöl analysiert wird, sondern auch weitere Informationen über den Motor als Spurenelemente in ihm enthalten sind.
  • Der letzte Ölwechsel muss sorgfältig durchgeführt worden sein. Die ungefähre Frischöl-Nachfüllmenge seit dem Ölwechsel sollte bekannt sein.

In der OELCHECK-Datenbank haben wir tausende von Erfahrungswerten von nahezu allen Motoren und Ölen gespeichert. Wir können daher die für einen fraglichen Motorzustand ermittelten Werte mit den Daten vergleichen, die für bekannte Bedingungen in der Datenbank gespeichert sind. Daneben verfügen wir über Informationen, welche Werte ganz typisch für einen bestimmten Verschleißzustand eines Motors sind. Ist der mit Hilfe einer Schmierstoff-Analyse festgestellte Verschleißzustand eines Motors bei ähnlicher Laufleistung deutlich höher als unsere Referenzwerte, kann dies ein Indiz dafür sein, dass der Motor in Wirklichkeit älter ist als angegeben, oder, dass die Angaben zum Ölwechsel-Zeitpunkt nicht stimmen. Dieses Vorgehen erlaubt zwar keine beweiskräftige konkrete Angabe – denn neben der reinen Kilometerleistung wird das Analysenergebnis auch von Faktoren wie der Ölqualität, Fahrweise, Wartung von Luft- und Ölfiltern, Motoreinstellung und vielen anderen Variablen beeinflusst – die Analyse kann aber immerhin einen kleinen Hinweis liefern, die Finger vom Gebrauchten zu lassen, wenn Sie sich nicht sicher sind.