Denke groß und handele nachhaltig – Schmierstoffe für Mining-Maschinen
Erscheinungsjahr: 2025
Ob nun ein Ziegelstein, der Zementsack im Baumarkt, eine stählerne Zange oder das Handy in unserer Hand: Die für deren Herstellung notwendigen Materialien könnten Geschichten erzählen. Wer denkt aber bei der alltäglichen Nutzung dieser Dinge an den Mining-Bagger oder den Radlader, der rund um die Uhr im Einsatz ist, um die dafür notwendigen Rohstoffe zu gewinnen.
Schon die Größe der uns auf der einen oder anderen Baustelle im Vorbeifahren begegnenden Baumaschinen, ob Bagger, Radlader, Raupe oder auch Kipper, mag uns imponieren. Im Vergleich zu einem Bagger aus dem Tagebau oder dem Steinbruch erscheinen sie wie Zwerge. Mining-Maschinen spielen in Bezug auf ihre Größe in einer eigenen Liga.

Mining-Maschinen: Denke groß!
Ein Mining-Bagger, der selbst das eigene Haus klein erscheinen lässt und mit einer einzigen Schaufel ein Vielfaches dessen erfasst, was ein üblicher LKW transportieren kann, ist wahrhaft gigantisch. Der dazugehörige Mining-Kipper, auch „Mulde“ genannt, nimmt es gleich mit einigen dieser Baggerschaufeln auf, je nach Größe sind das etwa 250 – 350 Tonnen pro Fahrt. Auch Raupen und Radlader sind hier in der Größe „XXL“ zu haben.
Schon auf den ersten Blick ist zu sehen, dass das Mining-Gerät nicht nur größer, sondern auch viel robuster, rustikaler daherkommt als ein Bagger, den wir von klassischen Baustellen her kennen.
Doch ist es allein ihre Größe, die sie von ihren Kollegen aus dem Erdbewegungsbereich unterscheidet, auch hinsichtlich ihrer Schmierung?

Langlebig, robust und trotzdem smart
Ein Bagger bleibt erst einmal ein Bagger. Die Gemeinsamkeiten zwischen einem Bagger des klassischen Erdbewegungsbereiches und einem Mining-Bagger sind nicht zu übersehen. Im klassischen Fall werden beide von einem Dieselmotor angetrieben. Die Arbeitshydraulik übernimmt zusammen mit dem Schwenkwerk das Baggern und ein hydrostatischer Fahrantrieb stellt die Bewegungsfreiheit sicher. Übrigens ist auch hier inzwischen der Trend zur E-Mobilität und Automatisierung angekommen. Heute sind auch vollelektrisch angetriebene Bagger marktreif und im Einsatz. Groß und smart schließen sich also keineswegs aus.
Die Schmierstoffe
Prinzipiell sind in einem Bagger, ob nun im Erdbewegungs- oder Miningbereich, ähnliche Baugruppen zu schmieren. Betrachten wir die klassischen ölgeschmierten Komponenten eines Baggers, so sind dieses hauptsächlich der Dieselmotor, Verteilergetriebe, Schwenkgetriebe, Fahrantriebe und das Hydrauliksystem (Arbeitshydraulik und hydrostatischer Fahrantrieb). Die abweichenden Systeme, z.B. von Radladern oder Kippern, sollen an dieser Stelle der Einfachheit halber nicht detailliert behandelt werden.
Tabelle 1 zeigt beispielhaft eine Übersicht der Schmieröle, wie sie in einem Bagger im Erdbewegungsbereich und im Vergleich dazu, in einem Mining-Bagger zum Einsatz kommen, gefolgt von Erläuterungen hinsichtlich prinzipieller und betriebsbedingter Besonderheiten.
Komponente | Bagger „Erdbewegung“ | Bagger „Mining“ |
Dieselmotor | Motorenöl 25 – 65 Liter | Motorenöl 150 – 350 Liter |
Verteiler-/ Schwenkgetriebe | Getriebeöl 2 – 10 Liter | Getriebeöl 50 – 150 Liter |
Fahrgetriebe | Getriebeöl 10 – 20 Liter | Getriebeöl 50 – 400 Liter |
Hydraulik | Hydrauliköl 50 – 1.000 Liter | Hydrauliköl 1000 – 10.000 L |
In beiden Bereichen kommen heute emissionsarme und verbrauchsoptimierte Motoren zum Einsatz (Emissionsgrenzwerte der Stufen IV und V). Die modernen Motoren stellen hohe Anforderungen an die Motorenölqualität. Motorenöle unzureichender Qualität sind weder für den Betrieb der Abgasnachbehandlungssysteme wie Partikelfilter, Ad-Blue-Einspritzung, SCR-Katalysatoren geeignet, noch erreichen sie die erwarteten Ölwechselintervalle. Standardmotorenöle von gestern sind hier eindeutig überfordert und können zu teuren Schäden führen.
Die zum Einsatz kommenden Getriebeöle unterscheiden sich deutlich nach dem Typ des Getriebes. Neben den oben angeführten Getriebeölen kommen bei Geräten einiger Hersteller auch Spezialgetriebeöle der SAE-Klassen 30 und 50 zum Einsatz, in den Achsen von Radladern auch spezielle LS-Getriebeöle.
Als Hydraulikflüssigkeit werden zunehmend detergierende Öle eingesetzt, die eindringendes Kondensat feinstverteilt in Schwebe halten, um deren Kontakt zur Metalloberfläche und damit Korrosion zu verhindern. Das bedeutet jedoch nicht, dass ein erhöhter Wassergehalt in detergierenden Ölen keine Kavitationsschäden, wie zum Beispiel an Axialkolbenpumpen, hervorrufen kann. Auch detergierende Hydrauliköle sollten deshalb während des Einsatzes einen maximalen Wassergehalt von 0,1 Prozent möglichst nicht überschreiten.
Den schwankenden Temperaturen begegnend, werden insbesondere im Erdbewegungsbereich zunehmend Mehrbereichsöle eingesetzt, deren optimiertes Viskositäts-Temperatur-Verhalten einen weiteren Temperatureinsatzbereich erlauben und zugleich Energiesparpotenzial mit sich bringen.
In Baumaschinen kommen bereits seit einigen Jahrzehnten neben den klassischen Hydraulikölen umweltverträgliche Hydraulikflüssigkeiten zum Einsatz. Diese vereinfacht Bio-Öle genannten Hydraulikflüssigkeiten müssen neben den technischen auch besondere Umweltanforderungen erfüllen, zum Beispiel an die biologische Abbaubarkeit, Ökotoxizität und Nachhaltigkeit.
Erdbewegung und Mining: Der Unterschied
Ob nun Baustelle oder Steinbruch: Auf beiden Plätzen ist es staubig, je nach Wetterlage feucht, kalt oder heiß. Die Förderung von Rohstoffen geht jedoch nicht selten in Gebieten vonstatten, die fern von urbanen Bereichen liegen und zugleich extreme klimatische Bedingungen mit sich bringen.
Ein wesentlicher Unterschied von Mining-Geräten zur klassischen Baumaschine (Erdbewegung) ist neben der Größe und der zu bewegenden Lasten im Betrieb zu finden: Die tägliche Nutzungsdauer.
Arbeitet eine Erdbewegungsmaschine in Deutschland etwa 1.000 Stunden pro Jahr, bringt es eine Mining-Maschine durchaus auf das Achtfache! Ein typischer Mining-Bagger arbeitet 23 Stunden pro Tag, gefolgt von einer Stunde Wartung, sieben Tage pro Woche, das ganze Jahr. Dadurch ergeben sich deutlich abweichende Wartungserfordernisse, zu garantierende Maschinenverfügbarkeiten sowie höhere Standzeiten der eingesetzten Komponenten und Öle.
Zwei Beispiele verdeutlichen diesen Unterschied einfach und schnell:
- Wird in einer Erdbewegungsmaschine das Hydrauliköl – durchaus realistisch – nach fünf Jahren gewechselt, stehen 5.000 Stunden Öleinsatzzeit zu Buche. Würde das Hydrauliköl im Mining-Bagger nach derselben Betriebsstundenzahl gewechselt, ist das weniger als ein Jahr und absolut unzureichend.
- Gleiches gilt für die Standzeit der eingesetzten zu schmierenden Komponenten. Dazu liegen sowohl die Kosten für die zu ersetzenden Komponenten als auch die Ausfallkosten des Mining-Gerätes um ein Vielfaches über denen des Erdbewegungsgerätes.
Handle nachhaltig!
Nachhaltigkeit ist heute zu Recht in aller Munde. Es geht um die Schonung unserer natürlichen Ressourcen, die nun einmal endlich sind. Sowohl die, die wir zum Bauen etc. unserer Erde entnehmen als auch die Ressourcen, die wir zum Betrieb der Anlagen benötigen.
Eine erprobte Möglichkeit, beim Betrieb der Maschinen und Anlagen Nachhaltigkeit und wirtschaftliche Erfordernisse unter einen Hut zu bringen, ist neben dem Einsatz nachhaltiger Schmierstoffe die professionelle Zustandsüberwachung der eingesetzten Schmieröle und Hydraulikflüssigkeiten. Eine Methode, die sowohl im Mining- als auch Erdbewegungsbereich zunehmend Anwendung findet. Im Fokus stehen dabei hauptsächlich drei Dinge:
- Der Ölzustand,
- Anomale Verschleißtrends,
- Die Überwachung von Verunreinigungen.
So werden Öle nur dann gewechselt, wenn es notwendig ist. Gleichzeitig liefert die professionelle Ölüberwachung frühzeitig Informationen zu Unregelmäßigkeiten, wie beispielsweise Schmutz- oder Wassereintrag oder anderen Störungen, die wiederum die Komponentenlebensdauer erheblich verkürzen oder gar zu ungeplanten Maschinenausfällen führen können.
„Denke groß!“ heißt also auch, über den Tellerrand hinaus zu denken. Wahrhaft nachhaltig zu handeln, funktioniert dann am besten, wenn Umweltschutz und Wirtschaftlichkeit gleichermaßen im Fokus sind. Nachhaltiges Handeln kann sich auf diese Weise praktisch selbst bezahlt machen.
OELCHECKER Frühjahr 2025, Seite 4-5