Nachträgliche Additivierung von Schmierstoffen

Zusätze zur nachträglichen Additivierung von Kfz-Motorenölen und Kraftstoffen sind seit vielen Jahren auf dem Markt. Nun wurden uns solche Mittel auch für unsere Industrieöle, vor allem für die Hydrauliköle, angeboten. Was halten Sie von der Nachadditivierung von Schmierstoffen? Ist diese überhaupt sinnvoll? Sind damit auch etwaige Risiken verbunden?

Grundsätzlich sind moderne Schmierstoffe so ausgelegt, dass sie alle an sie gestellten Anforderungen perfekt erfüllen. Damit ihnen dies gelingt, werden den Grundölen einzelne Additive und Additiv-Packages aus ausgewählten und miteinander harmonierenden Zusatzstoffen beigefügt. Die Herstellung der Schmierstoffe ist so ausgelegt, dass die Additive ihre Wirkung im späteren Gebrauch voll entfalten können. Eine nachträgliche Zugabe von Additiven ist daher nur in Ausnahmefällen sinnvoll.

Neue Schmierstoffe werden in aufwändigen Tests im Labor, auf Prüfständen und in Feldversuchen geprüft. Erst wenn sie alle Tests erfolgreich bestanden haben und entsprechende internationale Spezifikationen erfüllen, gelangen sie auf den Markt. Diese Spezifikationen und etwaige Freigaben der OEM sind das entscheidende Kriterium bei der Auswahl von Schmierstoffen für die Maschinen und Anlagen. In deren Betriebsvorschriften führen die Hersteller die einzusetzenden Schmierstoffe unter Angabe der jeweiligen Spezifikationen bzw. Freigaben auf.

Anwender, welche die Betriebsvorschriften der OEM bei der
Auswahl der Schmierstoffe befolgen, gehen vor allem in der Garantiezeit auf Nummer sicher. Wird ein Schmierstoff jedoch „nach­additiviert“, ändert sich dessen Zusammensetzung. Damit erfüllt er in der Regel seine ursprünglichen Spezifikationen nicht mehr. Tritt nun ein Schaden auf und der Schmierstoff wird als dessen Verursacher angesehen, haftet in der Regel weder der Additivlieferant noch der Schmierstoffhersteller dafür. Außerdem kann eine etwaige Garantie oder die Gewährleistung des OEM verloren gehen.

  • Wenn Sie Schmierstoffe nachadditivieren möchten, sollte dies erst nach Ablauf der Garantiezeit erfolgen!

  • Achten Sie bitte immer darauf, dass die Zusatzstoffe mit dem jeweiligen Schmierstoff harmonieren. Ihr Schmierstofflieferant wird Sie dazu beraten. Im Industriebereich unterstützt er Sie auch, wenn z.B. Additive durch Filtration oder andere Reinigungsmethoden aus einem Öl ausgefallen sind. In einzelnen Fällen kann man diese nachträglich ersetzen und somit die Öllebensdauer verlängern – ein effizienter Beitrag zum Umweltschutz.

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Quelle:

OELCHECKER Frühjahr 2024, Seite 9