Was sagt die Veränderung der Farbe über die Qualität des Öls aus?

Ich fülle in meine Anlage goldgelbes Öl aus dem Original-Fass ein. Beim Entnehmen der Ölprobe habe ich dunkles Öl im OELCHECK Probengefäß.
 

Ist die Veränderung der Ölfarbe ein Qualitäts-Merkmal?
Lohnt es sich überhaupt noch, ein derart nachgedunkeltes Öl analysieren zu lassen?

OELCHECK antwortet:

Leider haben Sie bei Ihrer Frage nicht angegeben, um welches Öl oder um welche Anlage es sich handelt. Prinzipiell zahlt es sich aus, auch dunkles Öl noch analysieren zu lassen, denn für eine Farbänderung gibt es verschiedenste Ursachen:

  • Öle können bei der Herstellung auch durch die Zugabe von Farbstoffen nicht heller werden als es die Rohmaterialien sind. Sie werden nur dunkler.
  • Die Farbe eines Schmierstoffs oder eines Hydraulikmediums ist kein Maß für die Qualitat des Öls oder der verwendeten Grundöle oder Additive.
  • Je nach Viskosität und Herkunft des Grundöls gilt meist: dünne Metallbearbeitungsöle sind wasserklar, Hydrauliköle goldgelb und hochviskose Getriebeöle bräunlich.
  • Häufig werden die Grundöle in der Schmierstoff-Raffinerie nach dem Entparaffinieren (Wachsentfernung) mit Bleicherde behandelt, damit die durch die Herkunft des Öls bedingte Farbabweichung zwischen unterschiedlichen Herstellungschargen nicht voll durchschlägt.
  • Vollsynthetische Öle oder Öle aus dem Hydrocrack-Produktionsprozess sind meist wasserklar. Additive sind dunkelbraun bis schwarz. Je nach Öltyp werden 0,25 bis 25% Additive zugegeben. Die verkaufsfähigen Fertigprodukte werden durch die öllöslichen Additive dann hellgelb bis dunkelbraun.
  • Oft werden Öle zusätzlich mit einem typischen Farbstoff mit einem rötlichen, grünlichen oder bläulichen Ton gekennzeichnet, der in keinem Zusammenhang mit der Qualität steht.
  • Öle werden bei der Verwendung in erster Linie durch Oxidation dunkler. Je weiter die Oxidation fortgeschritten ist, desto dunkler wird das Öl. 
  • Bei einigen Öltypen, deren Kriterium für einen Ölwechsel nahezu immer die Oxidation ist, kann bereits über eine kaum wahrnehmbare Veränderung der Farbe auf einen notwendigen Ölwechsel geschlossen werden. Bei Ölen aus Schrauben- oder Kältekompressoren, bei Transformatoren- oder Wärmeträgerölen und bei Hydraulikmedien aus Niederdruckhydrauliken verrät die Farbzahl oft den Ölzustand. Allerdings kann eine oxidationsbedingte Farbänderung kaum mit dem menschlichen Auge sondern nur mit Instrumenten wie dem unbestechlichen WaveCheck 300 wahrgenommen werden.
  • Bei Ölen, die in durchsichtigen Behältern gelagert werden, verändert sich oft durch den Lichteinfluss die Farbe. Besonders wenn herstellertypische Farbindikatoren oder fluoreszierende Substanzen bei der Produktion zugegeben werden, kann sich durch die UV-Strahlung das Aussehen so stark ändern, dass dieses ein anderes Öl vermuten lässt.
  • Beim Fließen des Öls aus einem Behälter hat das Öl Raumtemperatur von weniger als 25° C, bei der Probenentnahme sollte es betriebswarm, meist ca. 50° C sein. Während des Fließvorgangs ist der Ölstrahl dicker oder dünner und erscheint demzufolge auch anders gefärbt. Wenn Farbvergleiche vorgenommen werden, sollten immer Öle bei gleicher Temperatur und in gleichen Behältertypen mit der gleichen Schichtstärke verglichen werden.
  • Die Farbe von Hydraulik- und Getriebeölen kann sich auch durch schwarze Rußpigmente ändern, die durch Dieseleffekt wegen zu schlechten Luftabgabeverhaltens entstehen.
  • Auch Korrosionspartikel glänzen nicht metallisch kupferfarben oder silbrig. Durch Additivreaktionen entstehen Oxide, die das Öl gleichmäßig schwarz färben, auch wenn sie selbst aus Kupfer-, Eisen- oder Aluminiumabrieb entstanden sind.
  • Wenn eine Vermischung mit Wasser vorliegt, werden helle Öle milchig trüb und dunkelbraune oder schwarze Öle grau.
  • Plötzliche Farbänderungen z. B. ins Rote oder Blaue, weisen auf eine Vermischung hin. Wenn ein gelbes Öl rötlich schimmert, kann es mit einem ATF-Öl vermischt sein. Diese sind meistens intensiv rot eingefärbt. Schon Restmengen des ATF färben das ganze Öl rot.
  • Die Farbe eines Motoröls kann sich bereits nach wenigen Kilometern ändern. Dieselmotoröl wird nach kurzem Einsatz schwarz. Ein gutes Zeichen dafür, dass genügend waschaktive Zusätze (Detergent Additive) vorhanden sind, die den Ruß aus der Verbrennung nach dem Dieselprinzip in Schwebe halten.
  • Motoröl aus Benzin- oder Gasmotoren wird oft nur dunkelbraun, da bei einer Zündung durch Zündkerzen weniger schwarzer Ruß entsteht. Die braune Färbung kommt durch die Alterung des Öls aufgrund von Temperatur, langer Einsatzzeit oder durch Reaktionsprodukte aus Öladditiven und anderen Verunreinigungen zustande.