Zusammenhang Verschleiß, Verunreinigungen und Partikelzählung

Wir filtrieren unser Hydrauliköl permanent mit 5μ-Filtern im Nebenstrom. Unsere Partikelzählung, die wir mit einem mobilen Gerät vor Ort durchführen, weist entsprechend gute Reinheitsklassen auf.

Doch wie ist zu erklären, dass in den OELCHECK-Laborberichten die Verschleißelemente wie Eisen, Kupfer und Chrom ansteigen, obwohl die Reinheitsklassen gleichbleibend gut sind oder von Probe zu Probe sogar besser werden?

Gibt es einen Zusammenhang zwischen den Werten für Verschleiß, Verunreinigungen und der Partikelzählung?

 

OELCHECK antwortet:

Trotz "guter" Reinheitsklassen, deren Werte niedriger ausfallen, als sie von den Aggregate- oder Maschinenherstellern gefordert werden, können Werte für die Verschleißelemente tatsächlich ansteigen. Dieses Phänomen tritt in der Regel dann auf, wenn solche Elemente sich vollständig in Lösung im Öl befinden.

Wenn diese Verschleißpartikel z. B. nur die Größe eines Moleküls haben, sind sie nicht mehr filtrierbar. Bei der Schmierstoff-Analyse steigen in solchen Fällen die Verschleißwerte an, obwohl die Partikelzählung ohne Befund ist.

Für das Zusammentreffen von „niedrigen“ Reinheitsklassen trotz ansteigender Verschleißelemente gibt es zwei mögliche Ursachen:

 

Die Verschleißelemente steigen an, wenn sie als korrosiver Verschleiß von den Maschinenteilen als Reaktionsprodukte in Molekülschichten abgelöst werden. Besonders durch ein wasserhaltiges oder ein durch Alterung „sauer“ gewordenes Öl werden vorzugsweise Kupfer, Zinn, Blei und Aluminium aus den Komponenten von Buntmetall-Legierungen herausgelöst. Aber auch eisenhaltige Rostpartikel, die auf Feuchtigkeit zurückzuführen sind, können z. B. als „Flugrost“ extrem winzig sein. Diese von den Oberflächen „abgelutschten“ Partikel bleiben im Öl gelöst oder werden von Additiven so neutralisierend umhüllt, dass sie selbst durch eine Feinstfiltration im Hauptstrom mit einer Filterfeinheit von 1μ nicht mehr filtrierbar sind. Die Verschleißwerte steigen an. Trotz sauberem Öl liefert die Laboranalyse einen Hinweis auf einen Ölwechsel, der notwendig wird, weil die Ursache für korrosionsbedingte Verschleißpartikel auch durch beste Filtration oft nicht beseitigt werden kann.

Typische Metalle wie Eisen, Kupfer, Chrom, Aluminium und Zinn werden in flüssiger Form auch bei der Produktion von dauerelastischen Elementen als chemische „Netzmittel“ oder „Vulkanisationsbeschleuniger“ eingesetzt. Deswegen können Dicht- und Führungsringe, Flächendichtungen und Schläuche diese Bestandteile in ihrem „Gummi- oder Plastikmaterial“ enthalten.

Durch synthetische Öle, VI-Zusätze oder einen erhöhten Säureanteil (AN) können Moleküle von diesen Metallen aus den Elastomeren herausgelöst werden. Die ausgespülten Elemente bleiben im Öl gelöst und die Partikelzählung zeigt auch in diesem Fall nichts an.

 

Fazit:

Auch ein sauberes Öl alleine löst nicht alle Probleme, die in einer Hydraulikanlage auftreten können. Die vor Ort durchgeführte Partikelzählung liefert nur einen Teil der Informationen, die für die Beurteilung von Öl und Komponenten wesentlich sind. Was hilft ein sauberes Öl, wenn das Öl so stark gealtert ist, dass saure Ölbestandteile Schläuche und Dichtungen angreifen. Erst wenn alle Analysenwerte im Zusammenhang betrachtet werden, kann eine aussagefähige Beurteilung erfolgen.