Was ist unter dem Begriff "Bio-Öl" zu verstehen?

Im ÖlChecker Frühjahr 2009 haben Sie über synthetische Hydrauliköle berichtet, die sich in Baumaschinen im Langzeiteinsatz bewährt haben. Konkret handelte es sich hier um HEPR-Öle. Diese Fluide auf der Basis von PAO (Polyalphaolefinen) erfüllen die CECL- 33-A-93, die laut Ihrer Aussage mit biologisch schneller abbaubaren Hydraulikflüssigkeiten in Verbindung gebracht wird. Wird diese Richtlinie heute aber überhaupt noch als Methode für die Eingruppierung von Syntheseölen als „biologisch schneller abbaubare Hydraulikflüssigkeiten“ angesehen?

OELCHECK antwortet:

Mit dem Artikel „Geiger baut mit Erde, Steinen, Kies und bewegt Liebherr Baumaschinen mit Syntheseölen“ wollten wir vor allem vermitteln, dass mit synthetischen Grundölen ein deutlich längerer Einsatz eines Hydrauliköles möglich ist. Auf das Thema „Bio-Öl“ sind wir dabei allerdings nur am Rande eingegangen. Zum Zeitpunkt des Einfüllens von diesen Ölen vor ca. 10 Jahren war der Begriff „Bio-Öl“ noch nicht so eindeutig wie heute definiert. Öle gemäß dem CEC-Test wurden als Bio-Öle angesehen.

Um jedoch etwaige Missverständnisse auszuschließen, möchten wir dazu hier noch einmal explizit Stellung nehmen.

Bei dem Attribut „Bio-Öl“, mit dem meist die im Vergleich zu Mineralöl „schnellere biologische Abbaubarkeit“ eines Hydraulikfluids bezeichnet wird, ist immer Vorsicht geboten. Grundsätzlich ist zu hinterfragen, welche Testmethode herangezogen wurde, um diese Behauptung zu belegen. Mit dem bestandenen Test nach CEC-L-33-A-93 (DIN 51828-2) werben zwar auch heute noch einige Schmierstoff-Hersteller in ihren teilweise veralteten Datenblättern. Doch in Wirklichkeit ist dieser Test, der ursprünglich einmal für die Einstufung von Ölen für Zweitakt-Außenbord-Motoren entwickelt wurde, längst für Hydrauliköle veraltet und kein Maßstab mehr.

Von einem „biologisch schnell abbaubaren Hydraulikfluid“ oder – umgangssprachlich ausgedrückt „Bio-Öl“ – erwartet der Anwender, dass es wesentlich weniger schädlich für die Umwelt ist als ein herkömmliches Produkt und damit im Havariefall über ein deutlich geringeres Risikopotenzial in Bezug auf Kontamination von Wasser und Erdreich verfügt.

Heute ist die ISO 15380  die international gültige Norm für die Einstufung biologisch schnell abbaubarer Hydrauliköle in die jeweiligen Stoffgruppen. Sie definiert auch die HEPR Hydraulikflüssikeiten (Hydraulic Oil Environmental Polyalphaolefine and Related Products). Für HEPR Fluide fordert die ISO 15380 unter anderem einen bestandenen Test der vollständigen biologischen Abbaubarkeit nach den Richtlinien der OECD 301 oder äquivalenten Normen. Die CEC-L-33-A-93 oder andere CEC Verfahren zur Bestimmung der primären biologischen Abbaubarkeit gehören eindeutig nicht dazu. Das Testverfahren nach OECD 301-B für die schnelle biologische Abbaubarkeit (>60%) von Hydraulikölen ist heute internationaler Maßstab und mit in der ISO 15380 verankert. Bei der Vergabe der bekannten Umweltzeichen wie der Euro Margerite (R1, T3) und des Blauen Engel (RAL-ZU 79, seit 2007) wird unter anderem der Test nach OECD 301-B vorausgesetzt.

Gibt ein Schmierstoff-Hersteller an, dass sein HEPR-Öl als „Bio-Öl“ bezeichnet werden kann, weil es die in der ISO 15380 zitierten Bedingungen erfüllt, dann muss das Öl auch in Bezug auf die biologische Abbaubarkeit gemäß OECD 301-B geprüft sein. Die schnelle biologische Abbaubarkeit, die bei diesen Tests über 60% liegen muss, wird dabei gefordert. Viele HEPR-Öle, die die ISO 15380 erfüllen, sind in der Regel eine Mischung von Grundölen auf PAO- und Ester-Basis.

Unser Rat: Achten Sie bei der Bezeichnung „Bio-Öl“ auf das Erfüllen der in der ISO 15380 genannten biologischen Abbaubarkeit oder auf die Umweltzeichen auf den Gebinden. Mit diesen darf nur geworben werden, wenn der Nachweis der schnelleren biologischen Abbaubarkeit erbracht ist. Achten Sie auch immer auf die jeweils gültigen nationalen Umweltgesetze und Anforderungen der zuständigen Behörden!

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