Warum werden in manchen OELCHECK-Laborberichten keine Werte für die Oxidation angegeben?
In Ihren Laborberichten für unsere Hydraulikanlagen führen Sie unter der Rubrik „Ölzustand“ auch die Oxidation auf. In einigen Berichten über Industriegetriebeöle fehlt jedoch die Angabe, die auf die Ölalterung hinweist.
Hat das einen bestimmten Grund?
OELCHECK antwortet:
Ob die Zeile mit der Angabe für die Oxidation im Laborbericht ausgedruckt wird, hängt nicht vom Typ der Komponente ab, aus der die Ölprobe stammt, sondern von dem Grundöltyp, der für den jeweiligen Schmierstoff verwendet wird. Werden zur Formulierung der Öle Rohstoffe eingesetzt, die eine Bestimmung der Öloxidation mittels der FT-Infrarot-Technologie nicht erlauben, kann kein Wert gemessen werden. Deswegen können u.a. für Syntheseöle auf Esterbasis, wie sie z. B. als Ausgangsbasis für biologisch schneller abbaubare Produkte genutzt werden, keine Oxidationswerte angegeben werden. Aber auch bei modernen Getriebeölen, wie sie z. B. in Windkraftanlagen eingesetzt werden, kann der Oxidationswert fehlen, wenn neben dem Syntheseöl auf PAO-(Polyalphaolefin) Basis auch auf Ester basierende Grundöle oder in Esteröl gelöste Additive verwendet werden. Der in PAO-Ölen enthaltene Ester, der mehrere Prozent betragen kann, bewirkt eine bessere Dichtungsverträglichkeit des Endproduktes und fördert ein leichteres Auflösen der Additive bei der Ölherstellung. Allerdings machen Ester die Bestimmung des Oxidationswertes unmöglich.
Bei der Alterung von Mineral- und Syntheseölen bilden sich, in Abhängigkeit von Zeit, Beanspruchung und Temperatur, Alterungsprodukte. Bei diesem Vorgang („Oxidation“) reagiert Sauerstoff mit den Kohlenwasserstoffketten aus denen die Öle bestehen. Dabei bilden sich sog. Carbonylverbindungen, welche an bestimmten Stellen im Molekül nun eine Kohlenstoff-Sauerstoff Doppelbindung enthalten. Diese reagiert beim Bestrahlen mit Infrarotlicht anders als die vergleichbaren Kohlenstoff-Wasserstoff Bindungen wie sie im Frischöl enthalten sind. Die abweichende Absorption, die durch die Ölalterung entsteht, ist im IR-Spektrum als Peak sichtbar. Durch ein Subtrahieren von Gebrauchtöl- und Frischölspektrum kann für Mineralöle ein Zahlenwert für die Absorption der IR-Strahlung bezogen auf einen Zentimeter Schichtdicke gemäß DIN 51453 in A/cm angegeben werden.
Die oxidationsbedingten Veränderungen absorbieren im IR-Spektrum bei der Wellenzahl 1.710 cm-1. Im gleichen Wellenzahlenbereich absorbieren aber auch die Carbonylverbindungen, die in Esterölen als typische Bestandteile in ausgeprägter Form und Konzentration vorhanden sind. In frischen Mineralölen kommen Sauerstoffverbindungen üblicherweise nicht vor. Hier kann ein relativ kleiner Peak, der im Gebrauchtölspektrum kontinuierlich ansteigt, als deutliches Zeichen für eine zunehmende Öloxidation interpretiert werden. Bei Syntheseölen auf Esterbasis oder mit Anteilen von Estern ist aber bereits im Frischöl ein so großer Peak sichtbar, der entweder die Öloxidation überlagert oder dass eine Veränderung dieses riesigen Peaks aufgrund von zusätzlicher Öloxidation nicht zuverlässig berechnet werden kann und somit auch nicht interpretierbar ist.
Falls keine Angabe der Oxidation eines Öls in A/cm aus dem IR-Spektrum möglich ist, ziehen die OELCHECK-Ingenieure allerdings andere Kriterien heran, um über die weiter verbleibende Lebensdauer für das Öl zuverlässig zu informieren. So ermöglichen der Abbau von Antioxidantien, der auch für Syntheseöle mittels der IR-Technologie gemessen werden kann, eine Veränderung der Viskosität oder eine Verringerung von Additivgehalten (Bestimmung mittels ICP) und ggf. Bestimmung der Ölversauerung (AN bzw. NZ) zusätzliche Rückschlüsse auf die Oxidation des Öls und damit auf seine weitere Verwendbarkeit.
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