SAE-Motorenöl oder HLP-Hydrauliköl für die Baumaschinenhydraulik?
Einige Baumaschinenhersteller empfehlen SAE Motorenöle für Hydrauliken, andere HLP-Öle. Wir möchten aber nicht zu viele unterschiedliche Öltypen einsetzen.
Welche Öle sind nun die besseren Hydrauliköle?
Motorenöl als Hydrauliköl oder HLP-Hydrauliköl?
OELCHECK antwortet:
In den letzten Jahren haben wir in unserem Labor eine Vielzahl an Proben von Motor- und Hydraulikölen aus den Hydrauliksystemen von Baumaschinen analysiert. Um das Jahr 2000 machten Einbereichs-Motoröle, meist Erstfüllöle, der Viskositätsklassen SAE 20W20 oder 10W rund die Hälfte der Probenanzahl aus, zugelassene Mehrbereichs-Motoröle für Mobilhydrauliken in den Viskositätsklassen SAE 15W-40 und SAE 10W-40 ca. ein Viertel. Heute liegt der Anteil an Ein- und Mehrbereichs-Motorölen in Mobilhydrauliken deutlich niedriger. Dank der Vielzahl der untersuchten Proben können wir folgende repräsentative Aussagen tätigen:
- Mehrbereichs-Motoröle SAE 10W40 und SAE 15W40 sind für den Einsatz als Motoröl entwickelt. In Hydraulikanlagen verhalten sie sich nicht optimal.
- Einbereichs-Motoröle schneiden, besonders wenn sie als Erstfüllöle konzipiert sind, deutlich besser ab als die Mehrbereichs-Motoröle.
- HLP- und HVLP-Hydrauliköle wurden ursprünglich für Industriehydrauliken mit Ölwechselzeiten von mehr als 5.000 Bh entworfen. Sie lassen sich länger problemlos einsetzen als Motoröle.
- Synthetische Bioöle auf der Basis gesättigter Ester verhalten sich, nicht zuletzt aufgrund der für diese teuren Öle verbesserten Ölpflege, auch sehr gut, wenn bei der Umölung ein Rest-Mineralölanteil von weniger als 2% erreicht wird.
Diese Aussagen lassen sich begründen.
- Mehrbereichs-Motoröle verhalten sich in Hydrauliksystemen eher negativ. Sie enthalten einen Additiv-Anteil von bis zu 25% zur Verbesserung der Mehrbereichscharakteristik und der motorischen Eigenschaften. Beim Einsatz in einer Hydraulik stimmt zwar zunächst die Viskosität, aber nach relativ kurzer Betriebszeit von oft weniger als 100 Bh sind die VI-Verbesserer so zerstört, dass der ursprüngliche Mehrbereichs-Charakter des Öls nicht mehr vorhanden ist. Die Bruchstücke der gescherten Moleküle verstärken den Prozess der Ölalterung, verursachen klebrige Rückstände und verschlechtern das Luftabgabevermögen. Das Öl kann innerhalb kurzer Zeit, aufgrund des „Dieseleffekts“, eine schwarze Farbe annehmen. Es drohen Schäden durch Kavitation.
- Einbereichs-Motoröle verhalten sich ähnlich wie detergierende HLPD-Hydrauliköle. Sie enthalten ein für Motoröle entwickeltes Additivpaket. Der hohe Anteil von Reinigungs- und Schmutztragewirkstoffen wird für Hydrauliken nicht benötigt. Problematisch werden diese Öle, weil die Zusätze das Luftabgabeverhalten bereits nach kurzer Zeit so beeinträchtigen, dass das Risiko für Kavitationsschäden erheblich ansteigt und Dichtungsprobleme durch den Dieseleffekt vergrößert werden.
- HLP-Industriehydrauliköle sind für den Langzeiteinsatz in Hydrauliken konzipiert. Sie enthalten genau das richtige Grundöl und eine für die Anwendung in Hydraulikanlagen ausgewählte Additivierung. Jedoch ist zu bedenken, dass es grundsätzlich zwei Arten von Hydraulikölen gibt, nämlich zinkhaltige und zinkfreie. Es sollte strengstens darauf geachtet werden, diese beiden Arten nicht zu vermischen. Vermischungen können zu schlammartigen Ausfällungen der zinkhaltigen Reaktionsprodukte führen und Filter zusetzen oder sind Ursache für Kavitation, da das Luftabscheidevermögen stark beeinträchtig werden kann. Des Weiteren kann eine Vermischung von zinkhaltigem und zinkfreiem Hydrauliköl zu starker Schaumbildung führen.
- Ebenso gute Performance in Baumaschinen zeigen Bio-Hydrauliköle auf der Basis gesättigter Ester. Durch ein natürliches EP-Verhalten werden nur wenig Additive (meist auf Schwefel-Phosphor-Basis) benötigt. Aufgrund polarer Eigenschaften tritt weniger Ruckgleiten (Stick-Slip-Effekt) und Quietschen auf. Die Dicht- und Führungsringe in Zylindern bleiben länger elastisch. Durch die feinere Filtration, die sich in einer besseren Reinheitsklasse zeigt, und den größeren Pflegeaufwand, der betrieben wird, weil Bioöle relativ teuer sind, können sie oft bis zu 10.000 Bh als Lebensdauerfüllung eingesetzt werden.
Unabhängig davon, für welchen Öltyp Sie sich langfristig entscheiden, bitte beachten Sie während der Garantiezeit unbedingt die Vorschriften des Anlagenherstellers und kontrollieren Sie anhand der Analysen, ob wirklich noch das Öl im Einsatz ist, das Sie vorgesehen haben!
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