Über 1.300 Mitarbeiter der Gruppe sind tagtäglich damit beschäftigt, in ihrem Einzugsbereich mehr als 200.000 Kunden mit Kraftstoffen, Heizöl, Flüssiggas und Schmierstoffen zu versorgen. Mit derzeit 21 Niederlassungen und 60 Verkaufsbüros ist Hoyer der Energielieferant vor Ort. Schmierstoffe gehören zwar seit Gründung des Unternehmens zur Produktpalette, aber erst seit 2002, als wesentliche Betriebsteile vom Finke Mineralölwerk und die Rechte an deren Hausmarke Aviaticon übernommen wurden, etablierte sich Hoyer auch als namhafter Schmierstoffhersteller. Seit 2003 werden die Aviaticon-Schmierstoffe im neu errichteten Finke Mineralölwerk in Visselhövede entwickelt und produziert.
Gasmotorenöle, wie sie bei Finke entstehen, sind ein typisches Beispiel für Schmierstoffe, für deren Formulierung modernes Know-how benötigt wird. Besonders die Schmierung von Biogasmotoren bringt manche Herausforderung mit sich. Oft schwankt die Zusammensetzung des Gases. Außerdem können einige Verunreinigungen im Biogas, allen voran Schwefelwasserstoff, extrem aggressiv reagieren und bei der Verbrennung Säuren freisetzen, die den Motor schädigen können. Genau hier greifen die von den Gasmotorenherstellern freigegebenen Öle an. Mit ihrer ausgewogenen alkalischen Reserve halten sie die Säuren über lange Zeit in Schach. Sie schützen, falls erforderlich auch mit einer aschearmen Additivierung, die Motoren und sorgen für einen effizienten Betrieb der Anlagen. Doch jeder Motorenhersteller konstruiert nach unterschiedlichen Konzepten, jeder Motor arbeitet unter individuellen Bedingungen, jede Biogasanlage erzeugt ein anderes Gas. Daher stehen Gasmotorenöle mit unterschiedlichen Formulierungen zur Verfügung.
Vor der individuellen Produktempfehlung erfolgt eine gründliche Begutachtung sämtlicher Parameter. Technisch geschulte Verkaufsberater erfassen die Daten der Motoren, informieren sich über das bisher verwendete Öl und klären Details zu spezifischen Betriebsbedingungen, wie zum Beispiel hohe Temperaturbelastungen oder besonders aggressive Gasanteile. Vor einer Umstellung auf ein neues Gasmotorenöl erfolgt außerdem eine Gebrauchtölanalyse des bis dahin eingesetzten Produkts im OELCHECK-Labor. Erst nach gründlicher Betrachtung der Werte des Laborberichts unter Berücksichtigung der Einsatzzeit und ergänzender Informationen zur Gasart empfiehlt die Hoyer Anwendungstechnik das optimal geeignete Öl für den Biogasmotor.
Frank Schulze ist einer der Key Account Manager für Schmierstoffe in der Hoyer Unternehmensgruppe. Bei ihm und seinen Kollegen Markus Schulz und Oliver Reinhardt laufen die Fäden zusammen, wenn es um Gasmotorenöle geht. Er weiß: Der erste Check des Vorgängeröls mit einer Schmierstoffanalyse ist nur der Beginn der langfristigen Überwachung des Gasmotorenöls und damit des geschmierten Motors.
Abhängig von Motorenhersteller und -typ, Gasart bzw. dessen Zusammensetzung, der Fahrweise und den Betriebsbedingungen, sowie den Werten der Voruntersuchung werden das passende Motorenöl und die ersten Intervalle für Öluntersuchungen empfohlen. Basierend auf den Ergebnissen der OELCHECK-Schmierstoffanalysen nach der Umölung werden dann die Ölwechselintervalle individuell angepasst. Diese sind meist länger und damit wirtschaftlicher als bisher. Aber sie können, besonders bei schwankender Gaszusammensetzung, in seltenen Fällen auch einmal kürzer sein. Schließlich steht die Sicherheit des Motors immer an erster Stelle.
Die Betreiber der Gasmotoren senden die Ölproben in den Analysensets, die zusammen mit dem Öl ausgeliefert werden, direkt an OELCHECK. Die kommentierten Laborberichte werden jedoch nicht direkt vom Labor an den Kunden geschickt, sondern über das Internetportal www.lab.report nach einer Begutachtung durch den Ölhersteller weitergeleitet. Ergänzend zur Diagnose können dann die Anwendungstechniker basierend auf den ermittelten Werten und dank ihrer langjährigen Erfahrung ihren Kunden recht präzise vorgeben, wann das nächste Mal das Öl gewechselt oder analysiert werden sollte.
Auffällige, d.h. von OELCHECK gelb oder gar rot markierte, Laborberichte werden mit höchster Priorität bearbeitet und mit entsprechenden Empfehlungen an die Mitarbeiter vor Ort oder den Kunden gemailt, damit diese sofort aktiv werden können.
Die Anwendungstechniker von Hoyer nutzen die OELCHECK Schmierstoff-Analysen und das Internetportal seit vielen Jahren. So ist eine nahezu 10.000 Proben umfassende Datenbank entstanden. Mit ihrer Hilfe lassen sich Trends mit höchster Treffsicherheit erkennen und individuelle Öleinsatzzeiten abstimmen. Außerdem liefern die Daten auch der Abteilung Forschung und Entwicklung des Finke Mineralölwerks wichtige Informationen über das langfristige Verhalten der Gasmotorenöle unter den verschiedensten Einsatzbedingungen. Dieses Wissen fließt natürlich in die Weiterentwicklung der Produkte ein.
Mit jedem Laborbericht werden der Zustand des Gasmotorenöls und des Motors überprüft und kommentiert. Etwaige Verunreinigungen und Verschleißvorgänge aber besonders die Oxidation und „Versäuerung“ des Öls werden unter die Lupe genommen. Aviaticon-Gasmotorenöle verfügen zwar über eine optimierte alkalische Reserve, doch bei ihrem Einsatz müssen sie die aggressiven, sauren Produkte aus der Verbrennung der Biogase aufnehmen und den Motor vor korrosivem Verschleiß schützen. Somit ist die Einsatzzeit auch der besten Öle begrenzt. Mit jeder Schmierstoff-Analyse wird daher der Säure-Basen-Haushalt eines Gebrauchtöles überprüft. Die Säurezahl AN (Acid Number) gibt dabei den Grad der Versäuerung des Öls an, die Basenzahl BN (Base Number) informiert über die noch vorhandene basische Additivierung, mit deren Funktion die Säuren neutralisiert werden können. Folgerichtig sollte die Basenzahl eines Öles immer höher als seine Säurezahl sein. Übersteigt der Wert der AN den der BN, sollte nach den Vorgaben von Motorenherstellern und Versicherungsgesellschaften das Motorenöl umgehend gewechselt werden. Da die Basenzahl aber nicht über das Neutralisiervermögen eines Öles für alle sauer reagierenden Verbindungen informiert, die beim Betrieb von Gasmotoren mit Deponie- oder Klärgasen ins Öl gelangen können, wird auch immer der i-pH-Wert bestimmt. Er liefert entscheidende zusätzliche Angaben über die Belastung eines Gebrauchtöles mit korrosiv wirkenden Säuren.
Frank Schulze: „Die Analysen von OELCHECK setzen wir seit Jahren ein. Dabei schätzen wir ganz besonders die Schnelligkeit, die Qualität der Beurteilung und die Tatsache, dass es bei etwaigen Nachfragen immer einen Ansprechpartner gibt.“
Von den Biogasmotoren hängen die Energieerzeugung und der sichere Betrieb der gesamten Anlage ab. Ihre perfekte Schmierung ist aber nicht leicht zu beherrschen. Daher schulen die Hoyer Anwendungstechniker die Mitarbeiter und auch die Betreiber der Anlagen in regelmäßigen Fortbildungs-Veranstaltungen. Dabei lernen diese die Welt der Schmierstoffe und die Interpretation von Laborwerten noch besser kennen und werden für die optimale Schmierung von Gasmotoren sensibilisiert.
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